Schwabe: Briefe von Ihr an Ihn

Christoph Schwabe

Briefe von Ihr an Ihn

Zwischen-Menschliches

Land und Leute. Texte und Bilder aus dem sächsisch-thüringischen Kulturkreis. Band 118

120 Seiten, 17 x 20 cm, broschiert
Mit Bildern (farb.) von Christoph Schwabe

ISBN 978-3-933358-77-6

Preis: 14,50 € (D)

Briefe von Ihr an Ihn
Zwischen-Menschliches

Wer schreibt heute noch Briefe, im Zeitalter der schnell hin getippten E-Mail? Ist Briefeschreiben vielleicht inzwischen eine altmodische Sache geworden oder sind wir durch die Bequemlichkeiten, die uns die modernen Techniken für den Informationsaustausch bieten, so verwöhnt, dass wir dem viel aufwändigeren Geschäft des Briefeschreibens — zumal mit der Hand — längst überdrüssig sind.

Das mag durchaus alles zutreffend sein. Wenn es aber so ist, dann ist das zugleich ein großer Verlust, denn wenn das Briefeschreiben langsam aussterben sollte, dann stirbt damit auch eine wichtige Form der zwischenmenschlichen Begegnung aus und nicht zuletzt auch eine wichtige Form ihrer Dokumentation. Denn sieht man sich alte Briefe, zumal wenn es persönliche Briefe sind, die vielleicht unsere Großmütter an die Großväter geschrieben haben, an, dann sind das nicht selten sehr tiefgehende Aussagen über das Leben im Allgemeinen, das Leben im Besonderen und nicht zuletzt das Zusammenleben miteinander, mit den Nächsten und mit Fremden.

Insofern werden solche Briefe zu wertvollen Dokumenten nicht nur über die Lebenskultur unserer Vorfahren, sondern vielmehr auch zu Dokumenten über deren Gefühle, die zwischenmenschlichen Beziehungsgestaltungen, die damit verbundenen Wohl und Wehe, die Konflikte und die Bedürfnisse, die mit Nähe und Distanz, mit Selbst und mit Selbstaufgabe eben verbunden sind.

Briefe aus verschiedenen Zeiten sagen auch immer etwas aus über die Beziehungskultur zwischen Frau und Mann und Mann und Frau und wie sich die im Laufe der Geschichte verändert hat, wobei es unabhängig von den jeweils unterschiedlichen historischen Einflüssen in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern immer und im Kern um die jeweilige Bewältigung und Gestaltung von Nähe und Distanz, von Besitzergreifen und Abstandherstellen, um das Fertigwerden mit Verlustängsten und Verlusten, um Lust, Schmerz, Geborgenheit, Ausbrechen aus gewordener Enge, aber schließlich auch um Moral, Dogmen, Normen, Außen-Kontrolle, Gemeinwohl und Aufsicht ging und geht.

Die hier zusammengestellten Briefe stammen aus einem Zeitraum von mehr als zweihundert Jahren. Sie stammen also aus sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Bedingungen hinsichtlich der zwischenmenschlichen Beziehungen, bezogen auf die Normen-, Macht- und Moralvorstellungen und dies insbesondere bezogen auf die Beziehungen zwischen Frau und Mann und Mann und Frau.

Die Briefe, in die hier Einblick gewährt wird, stammen ausnahmslos von starken, selbstbewussten Frauen, die ihre Bedürfnisse, aber auch die daraus erwachsenden Konflikte unmissverständlich schriftlich geäußert haben.

Mit Absicht bleiben die unmittelbaren Reaktionen oder auch Aktionen der männlichen Briefeschreiber in unserer Dokumentation außen vor.
(aus dem Vorwort: Christoph Schwabe)