Christoph Schwabe
Das Wahrnehme-Übe-Buch
Ein Kaleidoskop von Lehrstücken
erprobt und zusammengestellt von Christoph Schwabe
Land und Leute. Texte und Bilder aus dem sächsisch-thüringischen Kulturkreis. Band 16
152 Seiten, 17 x 20 cm, broschiert
Mit Bildern (farb.) von Christoph Schwabe
ISBN 978-3-933358-76-9
Preis: 12,50 € (D)
Das Wahrnehme-Übe-Buch
Ein Kaleidoskop von Lehrstücken
Das Wahrnehme-Übe-Buch – was für ein eigenartiger Titel. Auf den ersten Blick glaubt man vielleicht, es handele sich um eines der gängigen Ratgeberbücher, die sich überall auf dem Markt tummeln.
Bekomme ich hier eine Anleitung, wie ich achtsamer werden kann, damit ich glücklicher leben lerne?“ wird sich mancher Leser fragen. Die Antwort ist ein doppeltes Nein.
Denn erstens leitet der Autor Christoph Schwabe nicht Andere zum Wahrnehmen an, sondern er beschreibt, was er selbst tut und was ihm geschieht, wenn er versucht, sich wahrnehmend seiner inneren und äußeren Welt zuzuwenden. Und zweitens geht es dabei gerade nicht darum, einen Zustand, der einem gefällt, erreichen zu wollen, sondern sich möglichst akzeptierend dem zuzuwenden, was gerade ist.
Wer sich jetzt fragt, was dieses Tun für einen Sinn haben soll, der offenbart, wie weit er — und letztlich wir alle — uns in unserem Alltag entfernt haben von einer Haltung, die eigentlich lebensnotwendig ist. Wir sind Macher geworden das Innehalten ist uns zumeist völlig abhandengekommen.
Nicht wenige werden davon krank und müssen in der Therapie mühsam lernen, sich wieder zu besinnen: auf ihren Körper, ihre Gefühle, Gedanken und auf ihre Umwelt — ohne Erwartungen und Leistungsanspruch. Manchmal kommen sie dabei in Berührung mit der Regulativen Musiktherapie, die Christoph Schwabe bereits in den 1960er Jahren an der Universitätsklinik in Leipzig entwickelt hat und die genau dies zum Inhalt hat.
Lange vor der jetzt gängigen Achtsamkeitsmode wurde und wird diese Therapieform erfolgreich angewendet und im Gegensatz zu dieser nicht durch ein paar Übungen erklärt, sondern jedem Patienten als Weg angeboten, den er selbst begehen lernen kann, wenn er engagiert und geduldig an der Sache bleibt. Denn der Weg braucht Zeit.
Dass es nicht nur für Patienten, sondern für jeden, der sich darauf einlassen will, ein Weg ist, den er für sich selbst entdecken kann, zeigt dieses Buch mit einem Kaleidoskop von 105 Lehrstücken. Hier geht es nicht um Therapie, sondern um eine Lebenshaltung, die manchmal sogar therapeutische Kraft entfalten und dadurch Therapiebedürftigkeit vermindern kann.
Es ist eine Haltung, die eine lange Tradition in allen östlichen und westlichen Kulturen hat, die sich unserer Selbstbedienungsmentalität jedoch konsequent entzieht. Man muss sich um sie mühen — möglichst ohne sich anzustrengen. Mit dieser Paradoxie sind wir bereits mitten im Geschehen.
Christoph Schwabe lässt den Leser daran teilhaben und öffnet sich dabei in einer Weise, die für eine Publikation ungewöhnlich ist. Vielleicht ist es gerade das, was einen neugierig machen und auf sich selbst verweisen kann, so etwas auch zu versuchen.
Auf diese Weise könnte das Wahrnehme-Übe-Buch tatsächlich zu einer Anregung zum eigenen Üben werden. Auf jeden Fall ist das Buch, dem der Autor eigene Bilder mitgegeben hat, ein Schatz gelebten Lebens und eine Gabe für alle, die sich davon beschenken lassen wollen.
(Vorwort: Ulrike Haase)
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